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Neues aus dem Klinikum

Neue Technik in der Nuklearmedizin unter der Leitung von Chefarzt Dr. med. Zinger

Donnerstag, 14. Juli 2016, 08:40 Uhr
Schnellere Verfahren, weniger Strahlenbelastung, höhere Auflösung - am Südharz Klinikum wurde ein neuer Trakt für die Nuklearmedizin geschaffen und mit innovativer Technik bestückt...

80 Tonnen Beton und spezielle Wandelemente sind in der neuen Abteilung der Nuklearmedizin in den letzten neun Monaten allein in der Decke verbaut worden. In Glasscheiben und Türen ist Blei, hinter und in den Wänden finden sich 120 Tonnen Magnesit-haltige Ziegelsteine.

Die Strahlenschutzmaßnahmen werden nicht nur vom Gesetz vorgeschrieben, sie sind auch notwendig, weil die neuen Gerätschaften, zwei Doppelkopf-Gamma-Kameras, eine davon mit angeschlossenem Computertomograph, sowie ein PET (Positronenemissionstomograph), ebenfalls mit CT, hochsensibel arbeiten. Schon ein Patient, der an einem nicht ordentlich verschlossenen Untersuchungsraum vorbeiläuft, könnte auf die Anlage "einstrahlen" und so die Ergebnisse verfälschen, erklärte Chefarzt Dr. Gert Zinger, der in den letzten Wochen und Monaten den Aufbau seines neuen Arbeitsbereiches intensiv begleitet hat.

Die grundlegende Technik kennt er schon lange, seit 34 Jahren arbeitet der Arzt in der Nuklearmedizin, bereits vor dieser Zeit gab es die ersten Gamma-Kameras. Seitdem hat sich viel getan, berichtet Zinger, wo man früher die fast metergroßen Festplatten der Geräte noch unter äußerster Vorsicht waagerecht mit zwei Händen tragen musste, passen die Speicher heute in die Tasche des Arztkittels. Mit den drei Neuanschaffungen könne man schneller arbeiten und könne dabei zudem die Dosis an Isotopen deutlich reduzieren.

Bei den sogenannten Radiopharmaka handelt es sich um eine Mischung aus speziellen Medikamenten und leicht radioaktivem Material, das sich in den Bereichen des Körpers ablagert, welche die Mediziner untersuchen wollen. Durch den höheren Stoffwechsel bösartiger Zellen, fangen die betroffenen Bereiche unter der Bestrahlung der Kameras dann an zu "leuchten". Die Mixturen können die Mediziner dank entsprechender Labore auch im Südharz-Klinikum selber herstellen, nur wenige Meter von den Geräten entfernt.
Vor allem aber kann man mit den High-Tech-Kameras heutzutage sehr viel genauer arbeiten, erklärte Zinger stolz, auch bösartige Zellen von wenigen Millimetern Größe könnten so sehr genau identifiziert werden, was wiederum den Chirurgen und damit besonders den Patienten Vorteile bringt. "Der kleine Primärtumor, der interessiert uns", sagt Zinger, und erläutert, dass man in der Nuklearmedizin Funktionsstörungen erkennen könne, bevor eine Krankheit zur Änderungen im "Bau", also zu tatsächlichen physischen Veränderungen führe, die dann zum Teil bereits gesehen oder ertastet werden können.

Insofern ist Nuklearmedizin Früherkennung. Man kann zum Beispiel den Abfluss der Nieren quantitativ und seitengetrennt sehr genau messen, Steinhindernisse sichtbar machen, im Herzen Sauerstoffarmut feststellen, Knochentumore finden, kann Rheumatikern und Orthopäden bei ihren Fällen helfen und, und, und.
Gekostet hat die neue Abteilung inklusive Umbau rund 5,5 Millionen Euro, erzählte SHK-Geschäftsführer Guido Hage. Die Mittel hat man selber aufgebracht, Förderungen von Staatsseite gab es nicht. Es sei ein Vorteil von kommunalen Krankenhäusern, das man auch für solche Dinge Geld ausgeben könne, wenn man nicht allein auf den Gewinn schauen müsse, so Hage. Für das Haus ist es eine weiterer Schritt auf dem Weg zum onkologischen Zentrum und festigt auch den Status als Maximalversorger der Region, so der Geschäftsführer weiter.

Noch herrscht in den neuen Räumen leichte Baustellenatmosphäre, der TÜV hat den Bereich allerdings bereits abgenommen, in den kommenden Wochen sollen alle drei Maschinen sukzessive in Betrieb genommen werden. Der Umzug werde im Vollbetrieb geschehen, maximal einen Tag wolle man schließen, sagte Dr. Zinger. Das Team, das neben dem Chefarzt aus sechs medizinisch-technischen Assistenten, einem Medizinphysiker, einem Radiochemiker und drei Assistenzärzten besteht, hat sich im Vorfeld fortgebildet und Lehrgänge und Hospitationen an anderen Häusern absolviert, um sich mit der modernen Technik und den möglichen Messmethoden vertraut zu machen.

(Auszug aus dem Interview mit der nnz-online)