Neues aus dem Klinikum
Rückblick zur Einführung der Legalisierung von Cannabis
Mittwoch, 12. November 2025, 15:33 Uhr
Rund anderthalb Jahre nach der Einführung der Legalisierung von Cannabis zieht der Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kinder- und Jugendalters, Prof. Dr. med. Philip Heiser, des Südharz Klinikums ein verheerendes Urteil bezüglich des Gesetzes. Noch im Dezember 2023 hatten zahlreiche Vereinigungen und Verbände vor der Legalisierung der Droge gewarnt. Leider jedoch hatten die damalige Bundesregierung und der Bundestag zugestimmt”, so Prof. Heiser. Zu den Warnern gehörten zahlreiche medizinische Vereinigungen wie zum Beispiel die Bundesärztekammer, aber auch der Deutsche Lehrerverband oder der Bund deutscher Kriminalbeamter.
Der Chefarzt berichtet aus der eigenen praktischen Arbeit seit der Legalisierung von Cannabis für Erwachsene. Es gibt in den letzten Jahren einen deutlichen Anstieg des Drogenkonsums bei Kindern und Jugendlichen. Dazu einige Untersuchungsergebnisse: 2,6 Prozent der Kinder und Jugendlichen weisen im Alter zwischen 12 bis 18 Jahren eine Cannabiskonsumstörung auf. Wenn dann Cannabis täglich genutzt wird, sind 25 bis 50 Prozent von der Droge abhängig. Hinzu kommt der gefährliche Konsum von synthetischen Cannabinoiden. Die haben im Gehirn eine stärkere Bindungskraft an entsprechende Rezeptoren als THC pflanzlichen Ursprungs. Die synthetischen Drogen enthalten kein Cannabidiol (CBD). Fehlt CBD, wie bei bestimmten hochpotenten Cannabissorten, dann wird der Rausch deutlich intensiver und halluzinogener”, informiert Prof. Heiser.
Es ist nicht nur der leichtere Zugang zu Cannabis, es sind die Cocktails, die sich junge Menschen, oftmals auch noch im Kindesalter, selbst verabreichen. Bei den Screens tauchen neben Cannabis gefährliche Mischintoxikationen mit Ecstasy oder Crystal auf.
"Durch Untersuchungen von Abwässern konnte zweifelsfrei festgestellt werden, dass die Legalisierung von Cannabis und anderen Drogen zu einem sprunghaften Anstieg der Nutzung der Drogen geführt hat. Die Quote liegt bei einer ca. 50 Prozent höheren Einnahme. Aus seinen eigenen beruflichen Erfahrungen plädiert Prof. Heiser für die Rücknahme der Legalisierung und andererseits für verstärkte präventive Maßnahmen im täglichen Umfeld von Kindern und Jugendlichen. Im vergangenen Jahr machte der sogenannte Revolution Train” in Nordhausen Station. Dabei handelt es sich um einen Zug älterer Bauart, der im Innern multimedial ausgestattet wurde. Die Besucher (7. und 8. Klasse Schüler) werden auf eine emotional abschreckende Weise mit den Folgen des Drogenkonsums konfrontiert, wobei die gut geschulten Moderatoren vor, während und nach der Besichtigung den Jugendlichen beiseite stehen.
Aufgrund der gestiegenen stationären Notaufnahmen durch den Drogenkonsum wird inzwischen in der psychiatrischen Institutsambulanz der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie eine Spezialsprechstunde für Doppeldiagnosen vorgehalten. Hier werden Patienten mit Suchterkrankungen und einer weiteren Diagnose wie Angststörungen oder Depressionen behandelt.