Neues aus dem Klinikum
Psychiatriebereichsbudget
Dienstag, 18. Dezember 2012, 17:12 Uhr
Seit nunmehr fast vier Jahren wird in der Psychiatrie des Nordhäuser Südharz Klinikums nach dem sogenannten Regional- oder Bereichsbudget abgerechnet. In dem mit den Krankenkassen vereinbarten System wird Medizinern eine sehr individuelle Behandlung der Patienten ermöglicht.
Kern dabei ist, dass stationär eingewiesene Patienten mit den Mitteln des Klinikums auch ambulant therapiert werden können. “Wir haben sowohl in der Erwachsenenpsychiatrie als auch in der Kinder- und Jugendpsychiatrie überaus gute Erfahrungen gemacht und können diese Erfolge auch belegen”, sagt die Chefärztin der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Dr. med. Bettina Wilms.
Die Chefärztin ergänzt, dass das Nordhäuser Klinikum das einzige in Deutschland ist, das dieses Budget in beiden Zweigen der Psychiatrie anwendet. Fünf weitere Kliniken in Schleswig-Holstein praktizieren die Budgetform in der Erwachsenen-Psychiatrie.
Dieses nun aus den Kinderschuhen erwachsene und vor allem zum Vorteil der Patienten angewandte System soll ausgehebelt werden. Einzelne kleine Krankenkassen berufen sich dabei auf das durch den Bundestag verabschiedete neue Gesetz zur Finanzierung der Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Ein Umstand, der sowohl beim kaufmännischen Geschäftsführer des Südharz Klinikums, Guido Hage, als auch bei den Medizinern sehr viel Unverständnis auslöst.
Unverständnis auch deshalb, da der Verband der Ersatzkassen auf Länderebene das mittlerweile anerkannte und etablierte System befürwortet, der Bundesverband es abzulehnen scheint. “Hier haben womöglich Wettbewerbsinteressen einzelner Ersatzkassen den Vorrang gegenüber den Versorgungsinteressen für Patienten. Dieser Umstand wird auch von den Patienten- und Angehörigenverbänden scharf kritisiert”, konstatiert Frau Dr. Wilms.
Die überaus positiven Erfahrungen, die das Nordhäuser Klinikum mit dem Regionalbudget gesammelt hat, konnte Geschäftsführer Guido Hage Ende November erst bei Fachkongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde in Berlin vorstellen und erläutern. Hage: “Wir wollen uns dem Diktat einzelner Ersatzkassen nicht beugen und sehen unsere Haltung zum Beispiel durch die AOK bestätigt, die ihre in Thüringen gesammelten Erfahrungen jetzt auch in Sachsen weitergeben will”.
Sollten sich die einzelnen kleinen Kassen letztlich durchsetzen, dann seien fünf Jahre Weiterentwicklung inhaltlicher Arbeit einfach “für die Katz”, wie es die Chefärztin ausdrückt. Bis Ende kommenden Jahres wird es das für die Patienten und Mediziner gleichermaßen erfolgreiche Abrechnungssystem geben. “Wir wissen, dass die Uhr tickt und werden unsere Anstrengungen in Richtung Politik noch einmal verstärken. Letztlich nutzen hier den Patienten auch keine Kompromisse, die für das Klinikum langfristig nicht tragbar sind. Glücklicherweise wissen wir in der zuständigen Thüringer Ministerin, Heike Taubert, eine Unterstützerin”, so Wilms. „Wir hoffen, dass dies auch in Berlin gehört wird.“