Mittwoch, 29. Mai 2013, 14:38 Uhr
VLOU 01 (Foto: SHK)
Auf dem 22. Thüringer Unfallchirurgisch-Orthopädischen Symposium vom 31.5. bis 1.6.2013 am Südharz Klinikum in Nordhausen diskutieren hochqualifizierte Experten nicht nur neue OP-Techniken, komplexe Versorgungsmöglichkeiten und Behandlungsstrategien, sondern es werden auch aktuelle Behandlungen aus der täglichen Praxis kritisch hinterfragt. Ein neues Behand-lungskonzept weist darauf hin, inwieweit die aktuellen Behandlungsmaßnahmen nach dem Einsetzen eines künstlichen Kniegelenks die Komplikationsrate fördern.
Nach dem Einsetzen einer Knie-Endoprothese soll möglichst schnell wieder eine gute Beweglichkeit erreicht werden. Dazu werden spezielle Maßnahmen durchgeführt, durch die jedoch Komplikationen entstehen können.
Mit der aktuellen „Continuous Passiv Motion“ (CPM)-Behandlung, bei der das Knie mit Hilfe motorisierter Bewegungsschienen passiv bewegt wird, ist die Bewegungsfunktion in den meisten Fällen schnell wiederherzustellen und die Patienten können frühzeitig entlassen werden. Jedoch bleiben bei jedem zehnten Patienten erhebliche Schmerzen und die
Beweglichkeit bessert sich nicht. Die „Arthrofibrose“, die krankhafte Vermehrung von Bindegewebe innerhalb des Kniegelenkes, ist eine gefürchtete Komplikation. Erste
Anzeichen zeigen sich schon wenige Tage nach der Implantation: unzureichende Beweglichkeit sowie Schmerzen bei der Physiotherapie, auf der CPM-Schiene und auch nachts in Ruhestellung.
Die häufig durchgeführte „Narkosemobilisation“, ein passives Durchbewegen des Kniegelenks durch einen Arzt in der Narkose, versucht eine bessere Beweglichkeit zu erreichen. Jedoch könnte durch diese gewaltsame Dehnung die unerwünschte Vermehrung des Bindegewebes noch verstärkt werden: „Dieses Vorgehen widerspricht der aktuellen Fibrose-Forschung, da mechanischer Stress zu einer Aktivierung der Fibroblasten führt“, so Dr. Philipp Traut. Der Orthopäde aus Bad Oeynhausen stellt in einer Studie mit 35 Patienten ein neues Behandlungsschema vor, mit dem bisher gute Erfolge erzielt werden.
Statt der extrem schmerzhaften Narkosemobilisation, die das vegetative System destabiliert und die physiologischen Heilungsprozesse beeinträchtigt, wird auf passive Dehnübungen komplett verzichtet. Bewegungen sind nur im schmerzfreien Rahmen erlaubt. Zur Balancierung des vegetativen Systems soll beim Patienten eine „positive Erwartungshaltung“ entwickelt werden mit dem Ziel, in 6 bis 8 Wochen eine gute Funktion zu erreichen, so dass er individuell seinen Beruf und seine gewünschten Aktivitäten durchführen kann.
Das Behandlungskonzept mit Physiotherapie, Lymphdrainagen, Osteopathie, Medizinischer Trainingstherapie (MTT), Entspannungsverfahren wie Qi Gong oder Yoga sowie Aufklärung der Betroffenen über die Ursachen der Arthrofibrose zeigte sich bisher als so erfolgreich, dass eine multizentrische prospektiv-randomisierte Studie geplant ist – der Vergleich mit einer Kontrollgruppe, in der die übliche aktuelle Therapie durchgeführt wird.
„Besonderheiten des orthopädisch-traumatologischen Alltags“ ist das Leitthema des Kongresses, den der Regionalverband Thüringen des Verbandes leitender Orthopäden und Unfallchirurgen (VLOU) e. V. gemeinsam mit dem Südharz Klinikum Nordhausen durchführt.
„Alle Themen des Tagungsprogramms bilden aufgrund ihrer Aktualität eine perfekte Grundlage für einen regen wissenschaftlichen Austausch“, so Dr. Kaith Letzel, Chefarzt der Orthopädieund Unfallchirurgie am Südharz Klinikum Nordhausen.
Journalisten sind herzlich zur VLOU-Tagung ins Südharz Klinikum Nordhausen eingeladen, um sich über die Themen zu informieren und darüber zu berichten. Gern vermitteln wir Ihnen Gesprächspartner für Interviews! Die Akkreditierung ist direkt über den Pressekontakt möglich.
Alle Informationen sowie das Programm finden Sie unter
www.vlou-symposium.de.
Weitere Informationen finden Sie auch hier:
31.05.2013 - Workshop 1
01.06.2013 - Workshop 2