Freitag, 14. Juni 2013, 09:47 Uhr
Team Anästhesie (Foto: Südharz Klinikum)
- Versorgung des Körpers mit Sauerstoff bei Entfernung von Kohlendioxid durch Membran -
Schwere Verletzungen von Lunge und Brustkorb nach Unfällen oder schwere Atmungsstörungen bei kritisch kranken Patienten führen oft zu einem tragischen Ausgang.
Im Rahmen der etablierten Intensivtherapie dieser Patienten werden neben chirurgischen und medikamentösen Therapien hauptsächlich die lungenschonende, differenzierte Beatmung mit zusätzlicher Lagerungstherapie in speziellen Rotationsbetten angewendet. Mit dem bisher im Wesentlichen an Universitätskliniken etablierten Verfahren der extrakorporalen Membranoxygenierung (Interventional Lung Assist, ILA), also der Ersatz der Lungentätigkeit durch eine Membran außerhalb des Körpers, steht nunmehr der Klinik für Anästhesie und Intensivtherapie am Südharz Klinikum eine zusätzliche Möglichkeit zur Verfügung, die als weiterführende Therapieoption zur deutlichen Verbesserung und damit der schnelleren Genesung dieser Patienten beitragen kann. „Dieses Verfahren vervollständigt unser Leistungsspektrum auf höchstem, universitären Niveau“ betont Dr. Patrick Jung, der für die Intensivmedizin zuständige Chefarzt der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin.
Das intensivmedizinische Team um Dr. Jung, bestehend neben dem Co-Chef Prof. Dr. U. Klein, den Oberärzten Dr. R. Laubinger, Dr. M. Steinecke, Dr. L. Wolf, Dr. B. Eberhardt und dem sehr engagierten Pflege- und Ärzteteam der Intensivstation 1, konnte diese Therapieoption, inzwischen zum vierten Mal in den letzten vier Monaten, sinnvoll einsetzen.
Dabei kann die angewendete Membran sowohl pumpengestützt, als auch über die körpereigene Blutdruckdifferenz betrieben werden. Herzstück dieser Apparatur ist eine hauchdünne Membran, an deren einen Seite das Patientenblut vorbeifließt, auf der anderen Seite reiner Sauerstoff. Dieser Sauerstoff entzieht im Gegenstromverfahren dem Blut das Kohlendioxid und kann bei der pumpengestützten Variante durch deutlich höheren Fluss Sauerstoff in das Blut übertreten lassen. Dadurch können sowohl die Beatmungs-, als auch die Lagerungstherapie in ihrer Form deutlich optimiert werden.
„Im einem der vorliegenden Fälle konnte ein junger Motorradfahrer mit schweren Brustkorb- und Lungenverletzungen, insbesondere durch das neue Verfahren gerettet werden.“ sagt dazu Dr. Patrick Jung.
Perspektivisch können nicht nur schwer verletzte und schwer lungenkranke Patienten stabilisiert und therapiert werden, sondern man überlegt, dieses Verfahren auch zum Einsatz auch bei chronisch kranken Lungenpatienten zur Beatmungsentwöhnung nach langem Krankenhausaufenthalt einzusetzen.