Freitag, 21. November 2008, 15:29 Uhr
RapidArcTM eine „Revolution“ in der radiologischen Onkologie? (Foto: Schatton)
Im Mai dieses Jahres ist in einigen amerikanischen Kliniken und in den europäischen Universitäten von Amsterdam und Kopenhagen erstmals eine neue Form der Strahlentherapie mit dem Namen „RapidArc“ eingesetzt worden.
Was ist das vollkommen neue, die Revolution an dieser Therapie?
Bisher benötigt die Strahlentherapie, besonders die seit einigen Jahren in der Radioonkologie des Südharz-Krankenhauses Nordhausen verfügbare präziseste Methode IMRT (intensitätsmodulierte Radiotherapie) einen erheblichen Zeitaufwand und damit viel Geduld von den Patienten.
Zum Beispiel liegt beim Prostatakrebs die reine Bestrahlungszeit bei 6 14 Minuten (im Durchschnitt 9 Minuten), muss der Lymphabfluss mitbehandelt werden, kann eine einzige tägliche Bestrahlung bis zu 27 Minuten erfordern.
Einerseits beeinflusst diese lange Bestrahlungszeit die Genauigkeit, denn es ist sehr schwer für einen Patienten so lange wirklich unbeweglich und präzise zu liegen. Andererseits ergibt sich die Frage nach der Wirtschaftlichkeit, wie viele Patienten man bei dem bestehenden hohen Bedarf arbeitstäglich noch behandeln kann.
Diese (betriebswirtschaftliche) Belastungsgrenze wurde in Nordhausen seit 3 Jahren ständig überschritten.
Es erfüllt uns natürlich mit Stolz, dass in der Radioonkologie des Südharz-Krankenhauses Nordhausen in den vergangenen 8 Jahren 2560 Patienten komplett mit IMRT behandelt wurden, darunter 549 Patienten mit einem Prostatakarzinom, 498 Patientinnen mit einem Mammakarzinom und 161 Patienten mit bösartigen Enddarmtumoren (Rektumkarzinomen).
Die Bezeichnung „Revolution“ für diese neue Form der Strahlentherapie ist aus dem Englischen mit dem Wort „Umdrehung“ zu übersetzen.
Ein kanadischer Medizinphysiker mit dem schönen deutschen Namen Karl Otto hat eine Bestrahlungstechnik entwickelt, die der bisherigen konventionellen 3D-Strahlentherapie mit großer Wahrscheinlichkeit einen historischen Platz zuweisen wird.
Bei einer einzigen Rotation (Umdrehung = arc) des Linearbeschleunigers um den Patienten wird die Strahlung so moduliert (ständig verändert), dass eine ideale Anpassung der Dosisverteilung an das zu bestrahlende Tumorgebiet erreicht wird:
1. Die Bereiche des Tumors werden mit höchstmöglichen Dosen belastet, gleichzeitig werden strahlenempfindliche Strukturen (Risikoorgane wie Lunge, Herz oder z.B. Nieren) optimal geschont.
2. Dazu muss in jedem Winkel bei der Umdrehung des Bestrahlungsgerätes um den Patienten die Strahlungsleistung, also die Intensität, ständig modifiziert werden. Da ein moderner Linearbeschleuniger seine Aktivität auch akustisch bemerkbar macht, entsteht das Geräusch eines stotternden Motors.
3. Schließlich wird auch die Geschwindigkeit während der Umdrehung verändert. Ist z.B. aus einer bestimmten Richtung eine hohe Dosis notwendig, kann der Linearbeschleuniger seine Bewegung erheblich verlangsamen.
Allerdings erfordert diese Präzisionsstrahlentherapie eine noch intensivere Kontrolle ihrer Genauigkeit. Bisher wurden zur Kontrolle Röntgenbilder mithilfe des Bestrahlungsgerätes angefertigt, die nur knöcherne Strukturen, aber nie die Konturen der zu behandelnden Organtumoren darstellen konnten.
„In unserem neuen Linearbeschleuniger ist auch ein Computertomograf integriert, so dass wir vor der Bestrahlung tatsächlich die Organlage kontrollieren und dann evtl. korrigieren können“ sagt der Chefarzt der Klinik für Radioonkologie Dr. Wolfgang Oehler, „deshalb glauben wir der 2 plus 2-Philosophie unseres Ausrüsters:. 2 Minuten für die Lagerung und Genauigkeitskontrolle via CT und nur 2 Minuten Bestrahlungszeit. Wir sehen das Ende unseres Kapazitätsproblems bei gleichzeitiger Verbesserung der Dosisanpassung an das Tumorgebiet. Durch unseren innovativen Geschäftsführer, Herrn Dipl.-Volkswirt A. Pille, wird diese Bestrahlungstechnik ab Dezember 2008, als erster Strahlentherapie in Deutschland, in Nordhausen zur Verfügung stehen.“
Die offizielle Eröffnungsfeier findet am 16.12.2008 statt.
Grußworte halten unser Geschäftsführer, Landrat Claus und Frau Oberbürgermeisterin Rinke.
Den Festvortrag hält Frau Prof. D. Schipanski, Präsidentin der Deutschen Krebshilfe und Präsidentin des Thüringer Landtags