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Neues aus dem Klinikum

Blutgefäße verstopfen

Freitag, 19. Juni 2009, 09:11 Uhr
Mit einer neuen Medizintechnologie können jetzt im Nordhäuser Südharz-Krankenhaus inoperable Tumore oder schwere innere Blutungen effektiver therapiert werden. Mit einem Metallspirale, einem Coil, werden die Blutgefäße quasi verstopft.

Ein Coil im Vergleich mit einem 1-Cent-Stück  (Foto: shk) Ein Coil im Vergleich mit einem 1-Cent-Stück (Foto: shk) Foto: Ein Coil im Vergleich mit einem 1-Cent-Stück zu sehen

Maßgeblichen Anteil an der erfolgreichen Einführung dieser Technik hat der Oberarzt des Radiologischen Instituts, Dr. Dietmar Hentrich. „Mittels eines Katheters, der über einen Gefäßzugang im Leistenbereich des Patienten eingeführt wird, kann das betroffene Gefäß minimal invasiv erreicht und mit dem Coil für immer verschlossen werden“, beschreibt Dr. Hentrich die Technologie. Bei Behandlung von Krebs wird somit die Blutzufuhr für die Tumore abgeschnitten, der Tumor wird ausgetrocknet. Diese neuen Möglichkeiten können aber auch bei schweren Verletzungen therapeutisch angewandt werden. Hier können abgerissene Gefäße verschlossen werden, zum Beispiel der Milz.

Mit der Coil-Technik, die seit zwei Monaten im Südharz-Krankenhaus erfolgreich angewendet wird, ergeben sich Alternativen zur bisherigen Behandlung. Obwohl sehr teuer (je Eingriff entstehen allein Materialkosten in Höhe von über 2.000 Euro), wird dieser Medizintechnik zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Dr. Hentrich beim Betrachten von GefäßverschlüssenFoto: Dr. Hentrich beim Betrachten von Gefäßverschlüssen

Um das Verfahren noch effektiver nutzen zu können und diese Untersuchungen und Therapien verstärkter anbieten zu können, wird in den kommenden Wochen eine hochmoderne neue Angiografieanlage im radiologischen Institut eingebaut. Herzstück ist ein ultrahoch auflösendes Röntgengerät, das in der Lage ist, kleinste Gefäße sichtbar zu machen. So wird dem interventionellen Radiologen die notwendige Sicherheit während des Eingriffs gewährleistet. Die Anlage, deren Einführung erhebliche Umbauten erfordert, wird dann interdisziplinär auch von anderen Fachbereichen - insbesondere von den Gefäßchirurgen und den Kardiologen - im Krankenhaus genutzt werden.

Geplant ist dann die Einführung der SIRT-Technologie, einer Kombination der Coil-Technik mit einer lokalen Radiotherapieform. Dabei wird kurzwirkendes radioaktives Material in die unmittelbaren Tumorgefäße unter radiologischer Sicht platziert.

Die Einführung und Umsetzung dieser modernen Verfahren sind Ergebnisse der Teilnahme von Oberarzt Dr. Hentrich am Europäischen Kongress für radiologische interventionelle Techniken in Paris im April dieses Jahres. Darüber hinaus war das radiologische Institut des Südharz-Krankenhauses mit drei wissenschaftlichen Beiträgen beim 2. Weltkongress der Bildgebung für Lungenerkrankungen in Valencia vor einigen Wochen vertreten und wird auch bei einem internationalen Kongress für computergestützte Radiologie in Berlin mit einem Vortrag und einer Posterpräsentation das Südharz-Krankenhaus vertreten.

Chefarzt Dr. Ansgar Malich ist von der Europäischen Röntgengesellschaft ESR in das Komitee zur wissenschaftlichen Vorbereitung des Europäischen Röntgenkongresses in Wien im Fachbereich weibliche Brustdrüse (Senologie) berufen worden.