Neues aus dem Klinikum
Highlights Gyn.-Onko-Update 2009 Wiesbaden
Montag, 18. Mai 2009, 15:42 Uhr
Highlights des Gyn-Onko-Update 2009 Wiesbaden
1. Infektionen und Krebs
- ohne HPV kein Zervixkarzinom (Studie mit 1035 Frauen, nur 2 Zervixkarzinome ohne HPV-Nachweis)
- Entstehung des Karzinoms nach HPV-Infektion mindestens 8 Jahre,
- HPV-Testung und HPV-Positivität identifiziert die Frau, die einer anderen Vorsorge bedarf (Frauen älter als 29 Jahre), HPV positiv und positive Zyto – entspricht der höchsten Gefährdungsstufe,
- optimales Alter für die HPV-Testung > 29 Jahre,
- nach Therapie einer CIN3 (z.B. Konisation) frühestens 6 Monate später erneute HPV-Testung.
2. Vulvaerkrankungen
- Bei Lichen sclerosus Clobetasol-Therapie über mindestens 3 Monate – erbringt in mehr als 70 % der Fälle eine Besserung,
- bei VIN III-Rezidiv bringt die Therapie mit Imiquimod eine hohe Remissionsrate und auch eine lang anhaltende Remissionsrate bis über ein Jahr,
- Vulvakarzinom in den Frühstadien ausreichend lokale Exzision mit Resektionsrand von 10 mm,
- in den letzten 30 Jahren Zunahme bei Frauen unter 50 Jahren, Lokalisation von den Labien weg zu subklitoral, vorwiegend in Deutschland, diese Entwicklung ist nicht in Nordamerika zu verzeichnen,
- bei Sentinellymphonodektomie möglicherweise höhere Lokalrezidivrate, deshalb zur Zeit noch experimentell.
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3. Endoskopische Operationen zur Staging-Therapie bei gynäkologischen Karzinomen
- Trachelektomie nur bei Tumoren < 2 cm, die Patn. müssen sehr gut ausgewählt werden, es muss eine hohe Compliance vorliegen,
- Sentinel beim Zervixkarzinom nur in Studien,
- Vorteil laparoskopischen Stagings – geringerer Blutverlust, aber längere OP-Zeit,
- OP-Roboter kostet ca. 1,5 Mio. Euro, Lernkurve mindestens 50 Operationen, wenn man ein hervorragender Laparoskopiker ist.
4. Zervixkarzinom
- Die bimanuelle Untersuchung hat den höchsten Stellenwert in der Diagnostik, ist viel besser als CT, MRT oder PET-CT,
- Überlebensvorteil für Patn. in höherem Stadium durch ein operatives Staging mit Entfernung der paraaortalen Lymphknoten,
- primäre Chemotherapie nur in Ausnahmefällen, da Radiochemotherapie standard of care ist,
- Adnexektomie beim Adenokarzinom immer angezeigt, aber auch bei Tumoren > 4 cm bzw. Frauen, die älter als 45 Jahre sind,
- nach Trachelektomie tritt bei weniger als der Hälfte der Frauen eine Schwangerschaft ein und von diesen eingetretenen Schwangerschaften enden ca. 40 % als Aborte und frühe Frühgeburten, deshalb auch hier nochmals ausgewähltes Patientengut,
- bei befallenen paraaortalen Lymphknoten OP als Staging beenden, sonst erhöhte Morbidität,
- nach primärer Radiochemotherapie → nachfolgende Operation kein Vorteil für die Patientin, aber höhere Morbidität (Komplikationsrate ca. 33 %),
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- falls beim Rezidiv weder eine OP noch eine Strahlentherapie möglich ist → palliative Chemotherapie mit Cisplatin und Topotekan,
- Nachsorge symptomorientiert und auf Behandlungsfolgen konzentriert, insbesondere auch Herz- und Lebererkrankungen und Bluthochdruck ausschließen.
5. Gynäkologische Radiotherapie
- Percutane Strahlentherapie senkt beim Endometriumkarzinom das Lokalrezidiv, hat aber keinen Einfluss auf das Gesamtüberleben, als Folge jedoch eine höhere Spättoxizität; das gilt für die Stadien I bis II,
- Stadium IIIc – Operation und kombinierte Strahlentherapie Überlebensrate von 64 %, insbesondere für Patn. mit positiven Lymphknoten,
- Radiochemotherapie immer 3 Säulen: Percutantherapie / Afterloadingtherapie, Chemotherapie.
6. Borderline-Ovarialtumoren
- Nicht mehr „Borderline-Karzinom“ betiteln bzw. „Tumor mit niedriger Malignität“, sondern als „Borderline-Ovarialtumoren“,
- Anteil der Borderline-Tumoren hat sich verdoppelt,
- Die „Pille“ senkt das Ovarialkarzinomrisiko nach 5 Jahren Einnahme um 20 %, bei längerer Einnahme erhöht sich die Risiko-reduktion, des weiteren führt auch die Pilleneinnahme zu einer Mortalitätsreduktion – pro Jahr werden weltweit durch die „Pille“ 30.000 Ovarialkarzinome verhindert,
jedoch keine Beeinflussung der Borderline-Tumore durch die „Pille“,
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- 80 % der Borderline-Tumore treten im Stadium Figo 1 auf, bei allen anderen Stadien spricht man nicht von einer Karzinose, sondern von Implantaten, bei diesen Implantaten unterscheidet man nicht-invasive Implantate mit einer guten Prognose bzw. invasive Implantate mit einer schlechten Prognose,
- bei einer Lymphknotenbeteiligung spricht man nicht von Metastasen, sondern von einer Lymphknotenbeteiligung, selbige hat keine Bedeutung,
- nachgewiesene Mikroinvasion bei ca. 12 %, daraus resultieren ca. 23 % Rezidive,
- muzinöse Borderline-Tumoren haben eine schlechtere Prognose als seröse Borderline-Tumoren,
- der Schnellschnitt kann in ca. 35 % falsch negativ bzw. falsch positiv sein, deshalb nicht sinnvoll,
- keine Lymphonodektomie, keine Chemotherapie, nach Möglichkeit pathologische Doppelbefundung, sonst Operationsmanagement wie beim Ovarialkarzinom, Ziel ist hier ebenfalls die Tumorfreiheit,
- bei verbliebendem Tumorrest tritt mit Sicherheit ein Rezidiv ein,
- bei der Laparoskopie ist die Rupturrate doppelt so hoch als bei der Laparotomie, deshalb wird die Laparotomie favorisiert,
- bei radikaler Operation Rezidive in maximal 2 %, bei fertilitäts-erhaltender Operation in 13 % Rezidive,
- bei 11 % der Rezidive treten dann invasive Rezidive auf, wovon 25 % der Patn. versterben.
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7. Endometriumkarzinom
- „Pille“ schützt vor endokrin sensiblem Endometriumkarzinom, ebenso schützt Rauchen, weil durch Rauchen möglicherweise eine frühere Menopause eintritt,
- die Abrasio nur bei Blutung bzw. fleischwasserfarbenem Ausfluss, nicht bei sonographisch auffälligem Endometrium,
- die komplexe atypische Hyperplasie sollte immer operiert werden,
- es gibt Studien, die zeigen, dass die Lymphonodektomie im Stadium 1 keinen Vorteil bringt,
- Strahlentherapie beim Leiomyosarkom bzw. Karzinosarkom hat keinen Effekt, weder auf die Lokalrezidivrate noch auf das Gesamtüberleben.
8. Ovarialkarzinom – OP
- Auch bei frühem Karzinom multiple Peritoneal-PE´s,
- beim fortgeschrittenen Karzinom am Ende der Operation den Situs im OP-Bericht beschreiben, besonders dort wo Tumorrest verblieben ist,
- 50 % der Patn. sollten beim fortgeschrittenen Ovarialkarzinom eine R0-Resektion haben,
- kein laparoskopisches Staging bei klinisch sicherem Karzinom wegen erhöhter Rupturgefahr (Stadium 1a → iatrogene Ruptur → 1c, Erhöhung des Rezidivrisikos um 64 %),
- fertilitätserhaltende Operation nur bei Figo 1 nach entsprechender Aufklärung der Patn. über ein erhöhtes Risiko.
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9. Ovarialkarzinom – Chemotherapie
- Kein Vorteil durch die dritte Substanz, das wurde bei 10.000 Patn. in Studien nachgewiesen, daraus folgt: Standard Carboplatin / Taxol,
- dosisdichte Chemotherapie, z.B. Taxol an Tag 1, 8 und 15, sonst Carboplatin wie in der Standardtherapie – führt zu einem verbesserten progressionsfreien Überlegen wie auch einem verbesserten Gesamtüberleben,
- Zugabe von nicht zytostatisch wirksamen Substanzen, wie Zytokinen ect., bringt keinen Vorteil,
- beim refraktären Rezidiv ist die Monotherapie Standard,
- Tumormarkerkontrolle bei asymptomatischer Patn. nicht sinnvoll.
10. Mammakarzinom – Diagnostik
- Patientinnen nach Morbus Hodgkin haben ein sehr hohes Mammakarzinom-Risiko, falls eine Strahlentherapie im Thoraxbereich durchgeführt wurde,
- bei BRCA1/2-Mutationsträgerinnen ist das MRT Standard,
- Metaanalyse MRT: kein Instrument zur Vorhersage der Multizentrizität / Multifokalität, zu hohe Falschpositiv-Rate,
- 2D-Sonographie ist Standard, CAD-Analyse und Elastographie noch experimentell,
- stanzbioptisch gesicherte Papillome sollten operativ vollständig entfernt werden.
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11. Mammakarzinom – Lokaltherapie
- Hautsparende Mastektomie ist sicher,
- prophylaktische Mastektomie sollte bei familiärer Belastung angeboten werden, am besten natürlich nach erfolgter Genetik, ebenso Adnexektomie bds. anbieten,
- beim DCIS keine routinemäßige Sentinelnodebiopsie, jedoch bei geplanter Mastektomie bei einem großen DCIS ist der Sentinel sinnvoll,
- nach Strahlentherapie eher weniger Implantatrekonstruktionen, da höhere Komplikationsrate,
- intraoperative Strahlentherapie ist noch experimentell, es liegen noch keine Langzeitergebnisse vor,
- höhere Fibroserate nach perkutan mit Boost-Bestrahlung.
12. Mammakarzinom – endokrine Therapie
- Bei einer hohen Arthralgierate bei Aromatasehemmertherapie bedeutet diese Nebenwirkung ein gutes Überleben, bei fehlenden Nebenwirkungen spricht das für eine schlechte Wirksamkeit, in der Diskussion beim Tamoxifen CYP2D6-Bestimmung,
- Metaanalyse Aromatasehemmer zeigt auf, dass sowohl bei Upfront-Therapie als auch bei Switch-Therapie der Aromatasehemmer besser ist als Tamoxifen.
13. Mammakarzinom – Chemotherapie
- Wenn Taxotere in der adjuvanten Therapie, dann alle 3 Wochen; wenn Taxol in der adjuvanten Therapie, dann weekly 80 mg/m2 pro Woche, Nebenwirkung: hohe Neurotoxizität,
- je höher das Grading, um so höher das Ansprechen bei primärer Chemotherapie,
- Dauer der primären Chemotherapie 18 Wochen.
Dr. med. S. Schnohr
Chefärztin der Frauenklinik, Leiterin Brustzentrum