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Neues aus dem Klinikum

Einladung zum Screening

Dienstag, 09. Februar 2010, 14:05 Uhr
Seit etwa einem Jahr wird den Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren in den Landkreisen Mittel- und Nordthüringens das so genannte Brustkrebs-Screening angeboten. Jetzt werden Einladungen auch in den Landkreis Nordhausen und in den Kyffhäuserkreis verschickt...

Das Screeningprogramm umfasst eine röntgengestützte Darstellung beider Brüste in jeweils 2 Ebenen in der Regel durch eine mobile Einheit. Derzeit sind diese mobilen Röntgengeräte im Landkreis Eichsfeld unterwegs, anschließend wird das Screening im Landkreis Nordhausen (voraussichtlich ab Juni 2010) sowie im Kyffhäuserkreis möglich sein. Dazu werden alle Frauen der betreffenden Jahrgänge eine postalische Einladung erhalten.

Oberärztin Arnhild Kott und Chefarzt Ansgar Malich vom radiologischen Institut des Südharz-Krankenhaus Nordhausen sind seit knapp einem Jahr ermächtigt, auffällige Befunde aus dem Brustkrebs-Screening abzuklären und für den gesamten Screeningbereich Nord- und Westthüringen die röntgengestützten Biopsien durchzuführen.

Dr. Malich erläutert den Ablauf des Screenings: "Die Röntgen-Mammographie im Rahmen des Screenings erfolgt ohne Kontakt mit einem Arzt. Die aufgenommenen Bilder werden später von zwei Fachärzten (entweder Radiologen oder Gynäkologen) unabhängig voneinander ausgewertet. Bei einem auffälligen Befund wird die Patientin vom Leiter des Screeningprogramms zu einer Ultraschalluntersuchung bestellt, danach wird in einem Ärztegremium das weitere Vorgehen diskutiert. Sollte hierbei nur im Röntgen ein auffälliger Befund vorliegen, wird der Patientin eine Gewebeprobenentnahme über die sogenannte stereotaktische Biopsie entweder im Südharz-Krankenhaus Nordhausen oder in Erfurt empfohlen“.

Bei den rund 100 Frauen aus dem Screeningprogramm, an denen im vergangenen Jahr eine röntgengestützte Biopsie am Südharz-Krankenhaus vorgenommen wurde, ist bei der Hälfte eine Krebsvorstufe diagnostiziert worden. Die Befunde sind hierbei häufig nur wenige Millimeter groß, so dass die Heilungschancen insgesamt sehr gut sind. Bezieht man ambulante und stationäre Patienten ein, hatten die Nordhäuser Radiologen im Jahr 2009 rund 300 Biopsien der weiblichen Brustdrüse vorgenommen.

Häufig haben die Frauen hierbei Angst vor der Strahlendosis. Dr. Malich gibt an dieser Stelle Entwarnung: "Durch die Einführung der digitalen Technik konnte die ohnehin niedrige Strahlendosis der Mammographie weiter erheblich gesenkt werden.“ Es gibt aber auch Nachteile des Screenings zu bedenken: Es geschieht in der Regel anonym, ohne Möglichkeit eines Arztgesprächs.“

Der direkte Kontakt mit dem Mediziner ist bei der Mammographie bei tastbarem Befund jedoch auch im Südharz-Krankenhaus gewährleistet, hier wird parallel zur Mammographie die weibliche Brust auch mittels Ultraschall untersucht, wenn dies erforderlich ist.

Neben drei weiteren Veröffentlichungen über Brustkrebserkennungsmöglichkeiten im MRT und Prostatakrebs wird Dr. Malich über die Ergebnisse der Screeningbiopsien des Jahres 2009 im kommenden Monat auf dem Europäischen Röntgenkongress in Wien berichten. Im Fokus dieser Arbeit werden mögliche Computeranwendungen vorgestellt, die zur Verringerung unnötiger Brustbiopsien führen. Eingeladen von der europäischen Gesellschaft für Brustbildgebung EUSOBI wird der Nordhäuser Experte außerdem in einem Workshop anderen radiologischen Kollegen ultraschall-gestützte Biopsietechniken vermitteln.

Vor kurzem konnte von den Nordhäuser Radiologen eine Kooperationsvereinbarung mit dem Fraunhoferinstitut Bremen abgeschlossen werden. Der gemeinsame Schwerpunkt dieser Forschungsarbeiten liegt in der Weiterentwicklung von nachverarbeitender Software zur früheren und besseren Erkennung von Brustkrebs, Lymphknotenmetastasen, Lungenkrebs und Prostatakrebs.

Ein großer Erfolg der Nordhäuser Forschungsarbeiten über Lungenkrebs ist die persönliche Einladung von Prof. Kunio Doi (Universität Chicago), bei einem internationalen Kongress in Genf (CARS) dieses Jahr einen Übersichtsvortrag über die Möglichkeiten und Grenzen der computerunterstützten Diagnostik von Lungenkrebs im Röntgenbild halten zu dürfen. Die Forschungsbemühungen der Nordhäuser Radiologen zielen auf eine möglichst frühe Tumorerkennung in der Bildgebung ab, um eine optimale Therapie einleiten zu können.

Das deutschlandweite Brustkrebsscreening kann, auch trotz bestehender Nachteile u.a. in der fehlenden individuellen Arzt-Patienten-Beziehung, eine gute Möglichkeit hierfür sein, die noch in diesem Jahr auch den Nordhäuser Frauen zur Verfügung stehen wird.